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Alte Liebe

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... Diese Tour ist für mich ein bisschen wie nach-Hause-kommen. Vielleicht ist es auch eine Reise in meine eigene Vergangenheit. Vor genau 10 Jahren hatte ich die Felsen der Sächsischen Schweiz für mich entdeckt und mich auf der Stelle in diese liebenswerte und mystische Landschaft verknallt. Fünf Jahre später kreuzte ich viele Tage lang auf dem Mountainbike quer durch das Sandsteingebirge. Heute bin ich wieder in das Elbsandsteingebirge zurückgekehrt ...


Nach der Wind- und Wetter-Tour durch die Ralsko-Ebene habe ich mir für heute eine feine Runde durch das Elbsandsteingebirge vorgenommen. Das ist für mich ein bisschen wie nach-Hause-kommen. Vielleicht ist es auch eine Reise in meine eigene Vergangenheit. Vor genau 10 Jahren hatte ich die Felsen der Sächsischen Schweiz für mich entdeckt und mich auf der Stelle in diese liebenswerte und mystische Landschaft verknallt. Fünf Jahre später kreuzte ich viele Tage lang auf dem Mountainbike quer durch das Sandsteingebirge. Ich entwickelte sportliche Touren für kombinierte Fahrrad- und Wanderabenteuer. Daraus entstand das Buch „Bike & Hike Elbsandsteingebirge“. Heute bin ich wieder in das Elbsandsteingebirge zurückgekehrt.

 

Bike & Hike ist ein gutes Stichwort: Fahrradtouren mit dem Mountainbike sind eine herrliche Sache! Man kommt weit herum, kann sich sportlich verausgaben und nebenher noch Spaß an fahrtechnisch kniffligen Passagen haben. Dabei gelangt man an Orte, von denen jeder Autofahrer nur träumen kann. Doch auf die schmalen Bergpfade, die Stufen und Leitern und schließlich auf die Aussichtspunkte der Felsgipfel kommt das beste Bike nicht. Da ist die gute alte Fußarbeit angesagt! Wer als Mountainbiker zu stolz ist, auch einmal abzusteigen und einen kleinen Fußmarsch in Kauf zu nehmen, versäumt die wirklichen Höhepunkte der Landschaft.

 

Kurz gesagt, spätestens seit den Recherchen für „Bike & Hike Elbsandstein“ bin ich ein großer Fan des „Duathlon“ aus Mountainbiken und Wandern geworden. So werde ich auch heute gelegentlich das Bike stehenlassen und die eigenen Füße benutzen. Nur ultralang (wie die meisten Touren im Buch) kann die heutige Rundfahrt nicht werden. Der Vorrat an Tageslicht ist an einem Dezembertag einfach zu begrenzt.

 

Meine Rollende Räuberhöhle parkt heute Nacht auf meinem Lieblingsplatz in der Nähe von Cunnersdorf. Es ist ein unscheinbares Fleckchen Erde zwischen dem Wald und weiten hügeligen Feldern. Felsen und Gebirge sind woanders … Aber dieses „Woanders“ ist eben nicht weit entfernt. Genau die richtige Distanz für das Fahrrad! 

Als ich mich morgens auf den Sattel setze, ist die Luft ganz still. Der kleine Zschirnstein in einiger Entfernung hat sich in einen Hauch von Dunst gehüllt, was ihn nach meiner Meinung, sehr gut kleidet. Und im Himmel zeigen sich ganz deutlich blaue Streifen. Es scheint, dass sich das Wetter nach seinen vorgestrigen Kapriolen heute von seiner versöhnlichen Seite zeigt. Und es gibt noch einen weiteren Bonus an diesem Morgen: Das Straßenbauamt hat meine Landstraße wegen irgendeiner Baumaßnahme zur Sackgasse erklärt. Das senkt den Durchfahrtsverkehr auf Null und vertreibt jegliche Hektik aus dem beginnenden Tag. Mindestens auf dem ersten Kilometer, den ich nach Cunnersdorf rolle, habe ich den Morgendunst, die feuchte Straße und den blau gestreiften Himmel ganz für mich alleine.


Rätsel: Was ist hier zu sehen? (Meine "Rollende Räuberhöhle" auf einem ihrer Lieblingsplätze!)
Rätsel: Was ist hier zu sehen? (Meine "Rollende Räuberhöhle" auf einem ihrer Lieblingsplätze!)
Der kleine Zschirnstein hat sich ein feines Nebel-Kleidchen angezogen.
Der kleine Zschirnstein hat sich ein feines Nebel-Kleidchen angezogen.

Hinter Cunnersdorf gilt es eine langgezogene Steigung zu überwinden. Entsprechend langsam nähere ich mich nun dem Gebiet der Steine. Als „Steine“ bezeichnen die Bewohner des Elbsandsteingebirges jene freistehenden Tafelberge, die alle aussehen, als hätte jemand die Spitzen mit einem Messer glatt abgeschnitten.

 

Konsequenterweise enden ihre Namen auch (fast) alle auf „Stein“. Da gibt es zum Beispiel den schon erwähnten Zschirnstein (eigentlich sogar zwei: einen kleinen und einen großen), einen Zirkelstein, einen Lasenstein, einen Rauenstein, zwei Bärensteine (wieder einen kleinen und einen großen), die berühmte Festung Königstein und das Wahrzeichen des Nationalparks, den Lilienstein. Auf keinen Fall darf der Pfaffenstein vergessen werden, ein richtig touristischer Berg. Er ist deutlich größer und bedeutender als der benachbarte Papststein. (Witzig: Im Elbsandsteingebirge lässt der Pfaffe den Papst alt aussehen!)

 

Mein erstes Ziel ist eben dieser Paffenstein. Ihm radle ich auf einer kleinen Landstraße entgegen, die nun zwar nicht mehr ganz autofrei ist, dafür aber sonnenbeschienen. Das Beste aber ist der Ausblick: Vor mir liegt der Pfaffenstein, ein stattlicher Sandsteinmonolith mit reichlich Vegetation auf seinem platten Kopf und im Hintergrund präsentiert sich die Festung Königstein mit allerlei historischen Bauwerken auf ihrem eigenen Felsen.


Pfaffenstein voraus in Sicht!
Pfaffenstein voraus in Sicht!

Ursprünglich hatte ich den Plan, mich dem Pfaffenstein auf schmalen Waldwegen von hinten zu nähern. Doch heute veranstalten die Jäger eine Treibjagt und haben alle Waldwege derart aufwendig abgeriegelt, dass die vielen Absperrbänder keine versehentlich vergessenen Relikte früherer Aktivitäten sein können. Deshalb also die Landstraße. Die schiebt mich jetzt rasant hinab nach Pfaffendorf, was eigentlich schade ist, denn ich muss die verlorenen Höhenmeter gleich wieder hinauf! Schnaufend komme ich am Fuß des Pfaffensteins an. Am touristischen Schutzdach, das jemand mit Tannenzweigen adventlich geschmückt hat, darf mein Monsta pausieren. Auf mich wartet der Aufstieg auf den Felsen, zu Fuß natürlich!

 

(Auch andere Naturfreunde wandern gern auf den Paffenstein. Interessante Beiträge gibt es z.B. hier und hier.) 

 

Ich habe mich für die interessanteste Aufstiegsvariante entschieden. Das ist der Weg durch das Nadelöhr. Dazu muss ich insgesamt 550 Treppenstufen bewältigen. Die sind zunächst ganz bequem. Dann wechseln die Treppen von Stein auf Eisen und zum Schluss kann man nur noch von einer Leiter sprechen. Gerade hier schlüpfe ich - wie vorgesehen - unter einem schweren Stein hindurch und darf mich dabei fühlen, wie ein Faden, der durch ein Nadelöhr geschoben wird. Dann ist das Plateau erreicht und ab sofort halten sich die Höhenunterschiede in Grenzen.

 

Man kann sich den Pfaffenstein wie eine große, gut begrünte Insel im Meer vorstellen. Die Insel wird von allen Seiten von einer felsigen Steilküste begrenzt. Aber es gibt hier gar kein Meer. Stattdessen stehen der Pfaffenstein und seine Tafelberg-Brüder auf dem Trockenen. Nur wenige steile Aufstiege führen vom Meeresgrund, also von der umliegenden Landschaft, hinauf. Hier oben auf der Pfaffenstein-Insel gibt es eine Art dreiteiliges touristisches Pflichtprogramm: die Goldschmidthöhle, das Gasthaus mit dem kleinen Aussichtsturm und den 10 Minuten-Ausflug an die Südküste, wo sich der Felsen Barbarine befindet. Doch in Wahrheit gibt es viel, viel mehr zu sehen!


Das ist nicht Käpt'n Flints Schatzkarte. Reproduktion aus dem Storm Reiseführer von 1924      (Wikipedia gemeinfrei)
Das ist nicht Käpt'n Flints Schatzkarte. Reproduktion aus dem Storm Reiseführer von 1924 (Wikipedia gemeinfrei)

Zuerst treibt es mich zu dem etwas versteckten Aussichtspunkt am Bundesfels. Der Fels trägt eine Art gemauerte Feuerschale auf dem Kopf, in der früher ein Schützenverein seine Sonnenwendefeuer abbrannte. Bis zu dieser Mauerkrone kommt man heute nicht mehr. Dafür begeistert der Ausblick nach Nordosten mit Pfaffendorf im Vordergrund und dem Lilienstein als Kulisse. Auch die Festung Königstein lässt sich leicht ausmachen.

Dann stiefle ich an der Nassen Schlucht vorbei. Sie ist eine weniger bekannte Aufstiegsmöglichkeit auf den Pfaffenstein, aber recht unbeliebt, weil sie ihrem Namen alle Ehre macht.

 

Ein kleines Schildchen weist mir den Weg zum Opferkessel. Zunächst komme ich aber an seltsamen Gegenständen und Möbelstücken vorbei. Das sind ein Briefbeschwerer, eine Annenbank und ein Druidensitz. Alle haben gemeinsam, dass sie aus Sandstein sind. Sie sind Launen der Natur, nur die Annenbank mit der Aufschrift „Gut Heil 1863“ ist eindeutig von Menschenhand geschaffen. Weiter geht es über ein Felsenriff zu einem betonierten Steg mit Geländer. Entfernt erinnert die Konstruktion an einen Sprungturm, aber mir fällt gerade noch rechtzeitig ein, dass es im Elbsandsteingebirge ja kein Meerwasser gibt! Natürlich handelt es sich um einen Aussichtspunkt. Heute Morgen ist diese Plattform mit einer zarten Schicht Schnee versehen. Ich balanciere ganz vorsichtig am Rand bis an das luftige Ende des Stegs, immer bemüht den zarten weißen Hauch nicht zu berühren. Hier vorn ist auch der Opferkessel auszumachen, eine Whirlpool-artige Auswaschung im Stein, die heute mit Eis gefüllt ist.



Dann folgt der Rückzug auf Umwegen: Zwischen zwei Felsen schlüpfe ich auf einen schmalen Pfad, den wahrscheinlich nicht jeder kennt. Er führt mich eine halbe Etage tiefer auf eine Fläche, die „Königsgarten“ genannt wird. „Garten“ ist sicher ein großes Wort für eine weitgehend kahle Ebene. Immerhin gibt es aber ein paar Bäume. Das ist eine Gruppe ausgewachsener Birken, die den Freiraum auflockern. Obwohl der Pflanzenwuchs insgesamt spärlich ist, wirkt dieser Garten auf eigenartige Weise intim und gemütlich. Die umliegenden Felsen, darunter ein „Dom“ und ein „Luftballon“, könnten auch als moderne Kunst durchgehen. Sie schirmen das Gelände vom lebhaften Teil des Pfaffensteins ab. Zur anderen Seite reicht der Blick hinunter auf ein Durcheinander verschiedener Sandsteinfelsen und dann weitet sich die Ebene hinter dem Pfaffenstein.

 

Auf einem kleinen Pfad lässt sich der Felsen mit dem Aussichtssteg und dem Opferkessel umrunden. Anschließend finde ich einige eingeschlagene Stufen im Felsgestein und nach wenigen Schritten bin ich schon wieder auf dem Hauptweg.

 

Eine weitere Sehenswürdigkeit, die in keinem Reiseführer steht, ist die „Ruine“. Es handelt sich um ein gemauertes Gebäude, dessen Flachdach eine große Terrasse bildet. Merkwürdig ist, dass man über dieses Bauwerk und seine Geschichte kaum etwas in Erfahrung bringen kann. Dabei liegt diese „Ruine“ im Sichtbereich der Ausflugsgaststätte und des Wanderwegs. Einen Wegweiser oder offiziellen Weg gibt es nicht. Aber so brav, wie man denken könnte, sind die Touristen nun auch wieder nicht. Zahlreiche Fußspuren verkünden, dass das Gebäudefragment ausgesprochen häufig besucht wird. Und was kann ich hier entdecken? Zuerst führen mich einige Treppenstufen auf die Terrasse. Sie liegt unmittelbar oberhalb des „Bequemen Aufstiegs“ und ist eine mit Steinplatten belegte Fläche mit einer gemauerten Brüstung. Hier würden sich hervorragende Grillpartys feiern lassen und selbst für ein Tänzchen wäre Platz genug. Eine Treppe tiefer versperrt eine solide Eichenholztür den Zugang ins Gebäude. Allerdings haben böse Menschen schon eine der Türfüllungen herausgeschlagen, so dass ein Blick in das Innere des Raums möglich ist. Zu sehen bekomme ich einen leeren Raum mit Dielenboden, Fensteröffnungen an der gegenüberliegenden Seite und die Reste eines Ofens. Dafür, dass diese Immobilie seit 70 Jahren ungenutzt sein soll, ist ihr Erhaltungszustand sehr gut. Wie man hört, gehörte sie einst einem deutschnationalen Schützenverein, der nach 1945 verboten und enteignet wurde. Ob es später noch eine Nutzung des Hauses gab, ist ungewiss. Der heutige Zeitgeist in seiner Mischung aus Lethargie, Vorschriftenhuberei und rigidem Naturschutz steht jedenfalls neuen Nutzungsmöglichkeiten entgegen. So bleibt das Bauwerk was es eben ist: eine geheimnisvolle Ruine.



Nun fehlt mir nur noch Pfaffensteins Südseite mit der Barbarine. Wie erwähnt ist das zur Abwechslung kein Geheimtipp, sondern ein touristisches Pflichtprogramm. Das soll aber nicht heißen, dass ich von Touristen umringt wäre. Trotz des akzeptablen Wetters haben sich heute nur eine Handvoll Senioren an die frische Luft getraut. So begegne ich auf dem Pfaffenstein insgesamt kaum zehn Personen, die ihrem Dialekt nach alle aus der näheren Umgebung stammen.

 

Der kurze Wanderweg zur Barbarine stellt zwar keine große Herausforderung dar, ist aber mit seinen engen Passagen durch Felsspalten und seinen überraschenden Aussichten alles andere als langweilig.

Die Barbarine selbst ist eine 42 Meter hohe, freistehende Felsnadel, die einem übergroßen Phallus ähnelt. Offiziell wird in dem Felsen allerdings die Gestalt einer versteinerten Jungfrau gesehen. Vor allem ist die Barbarine - wie so vieles im Elbsandsteingebirge - eine großartige Inszenierung aus der Zeit, als Ende des 19. Jahrhunderts eine Erschließung für den Fremdenverkehr vorgenommen wurde.

 

Nichtsahnend betritt man auf einem Steg eine beklemmende Felsspalte. Schnell kommt jedoch die Vorfreude, dass am hellen Ende der Kluft eine weitere schöne Aussicht geboten werden würde. Kaum ist man jedoch auf dem kleinen Balkon angekommen, wartet dort statt eines Fernblicks ein bedrohlich nah stehender Phallus (oder eine Jungfrau oder ein eigenwilliger Felsen, je nach Grad und Ausrichtung der Fantasie) Auch wenn ich wusste, was mich erwartet, bin ich wieder einmal begeistert. Die Natur im Elbsandsteingebirge ist schon für sich atemberaubend schön. Die Art, wie sie dem Wanderer vielerorts serviert wird, macht aus ihr ein Kunstwerk!


Experten sind sich einig: Das ist eine Jungfrau. (Sie wird gerade von einem kosmischen Bannstrahl getroffen.)
Experten sind sich einig: Das ist eine Jungfrau. (Sie wird gerade von einem kosmischen Bannstrahl getroffen.)

Weil ich schon einmal hier hinten bin, mache ich mich auf schmalen, kaum zu erahnenden Wegen auf die Suche nach der Taubenschlucht. Auch ein paar kleine Klettereinlagen sind dazu erforderlich. Die Taubenschlucht soll eine weitere, wenn auch sehr unwegsame Aufstiegsmöglichkeit auf den Pfaffenstein sein. Große Sandsteinblöcke liegen hier in einem Felsenkanal. Ob die Felsbrocken überwindbar sind, wie manche Experten behaupten, mag ich von oben nicht beurteilen. So bleibt der Erkenntnisgewinn für heute leider aus und ein paar Schmutzflecken auf der Kleidung sind die einzige Folge dieser abenteuerlichen „Spezialexpedition“.

 

Genug gewandert, das Fahrrad ruft! Für den Abstieg wähle ich den spektakulären Klammweg. Obwohl es schon seit 1878 einen „Bequemen Weg“ (Der Name ist Programm!) und seit 1897 den anstrengenden, aber aufregenden „Nadelöhraufstieg“ gab, wollte Herrmann Keiler, der Wirt der Ausflugsgaststätte, seinen Gästen etwas besonders bieten. Im Jahr 1914 baute er den Klammweg aus. Dazu mussten eine Menge Stege und Leiterstufen eingerichtet werden, aber das Ergebnis kann sich sehen lassen: Zwischen beinahe senkrechten, nach oben nicht enden wollenden Felsen zwängt sich ein Weg, schlägt Haken und muss schließlich unter einem tonnenschweren Klotz durch, der sich in der Klamm verklemmt hat und sinnigerweise „Fallbeil“ genannt wird.

 

100 Jahre lang, bis zum Jahr 1992 wurde die Bergbaude von der Gastwirtsfamilie Keiler betrieben. Viele der Naturhighlights wurden von 3 Generationen der Familie erschlossen und dem Publikum zugänglich gemacht. Sie waren es, die den Pfaffenstein zu dem attraktiven Ausflugsziel gemacht haben, der er noch heute ist. 

Im Jahr 1992 kaufte der Freistaat Sachsen mit Steuergeldern den gesamten Pfaffenstein und übertrug das millionenteuere Objekt an die „Schutzgemeinschaft Sächsische Schweiz e. V.“. Das ist eine Organisation, die es bis heute nicht einmal zu einer eigenen Webseite gebracht hat. Das Berggasthaus wurde schnell zu einer „Begegnungs- und Bildungsstätte“, während das Auswahlkriterium für den neuen Pächter wohl primär seine Nähe zum mächtigen NABU war. Es kam, wie es kommen musste: Den Pfaffenstein erklärte man zum Naturschutzgebiet und sperrte damit viele seiner historischen Wege für den Tourismus. Die Gaststätte ist nun überwiegend geschlossen. Erfreulich ist nur, dass die „Schutzgemeinschaft“ den Naturschutz überwiegend aus ihren bequemen Sesseln im Büro im Ort Königstein betreibt. So sieht man hier oben angenehmerweise keine Verbotsschilder. Und da die Berufsumweltschützer nicht mit dem Auto hinauffahren können, scheinen sich auch die halbamtlichen „Ranger“ nur selten vor Ort sehen zu lassen. Sie hätten ohnehin einen schwierigen Job, denn durch die hiesigen Ausnahmeregelungen für den Klettersport sind eben doch viele Wege begehbar! (Im Herzen sind wir doch alle Kletterer, oder? Ein paar Tipps gebe ich am Schluss dieses Blogbeitrags.)

 

Inzwischen bin ich ganz nach unten gestiegen. Ich blicke kurz in den dunklen Schlund der Bello-Höhle, wandere einen Viertelkreis um den Berg und komme am Beginn des Nadelöhr-Aufstiegs wieder heraus. Mein Monsta-Bike hat am Rastplatz brav auf mich gewartet. Vielleicht hat es sich mit vorbeikommenden Wanderern über seine Reiseabenteuer unterhalten. (Die Dreckspritzer erzählen bestimmt viel vom Schlamm und Schneegestöber der vergangenen Tage!) 

 

Schon sause ich nach Königstein herunter. Unfreiwillig mache ich dabei sogar einen kleinen Luftsprung, weil ich wirklich schnell unterwegs bin und eine Rinne im Weg einfach übersehe. Nach kurzem Flug signalisieren mir die fetten 3.0er Reifen mit einem satt schmatzenden Landungsgeräusch, dass sie die Lage im Griff haben, zu keiner Zeit überfordert waren und noch viel mehr könnten. Es sind schon richtige Angeber, diese Reifen!

Der Ort Königstein ist nach einem weiteren schönen Gefällestück und zwei Serpentinenkurven schnell erreicht. Ich durchquere ihn und stehe schon auf dem Elberadweg direkt am Ufer des breiten Stroms. Zügig kurbele ich mich auf diesem Weg dem Kurort Rathen entgegen. Meine Hoffnung ist, dass die Elbfähre verkehren wird. Denn im Grunde komme ich auf der falschen Elbseite an.


Rathen hat die liebenswerte Ausstrahlung eines Dörfchens auf einer Modelleisenbahnanlage.
Rathen hat die liebenswerte Ausstrahlung eines Dörfchens auf einer Modelleisenbahnanlage.

Rathen, genau genommen rede ich vom rechtselbischen Niederrathen, hat die liebenswerte Ausstrahlung eines Dörfchens auf einer Modelleisenbahnanlage. Zwischen dem Fluss und den knuffigen Sandsteinfelsen drängt sich eine Anzahl schmucker Häuschen. Nur die Eisenbahn fehlt. Die verkehrt nämlich auf der anderen Elbseite, also dort, wo auch die öffentliche Straßenverbindung auf einem Großparkplatz endet. Das führt dazu, dass alle Besucher Rathens zunächst über die Elbe schippern müssen. Die kleine Flusskreuzfahrt auf dem motorlosen Schiff entschleunigt enorm und sorgt dafür, dass die Alltagshektik am linken Flussufer zurückbleibt. Dabei ist Rathen durch und durch touristisch. Es gilt als Ausgangspunkt für zahlreiche Wanderwege, unter anderem auf den Aussichtsfelsen „Bastei“. Es gibt jede Menge Pensionen und Restaurants, die Uferpromenade und die Fußgängerzone durch den Ort. Zudem hat Rathen sogar eine große Open-Air-Felsenbühne und einen künstlich angelegten Gondelteich (Amselsee) zu bieten. Die beiden letztgenannten Attraktionen entstanden Mitte der 1930er Jahre, ungefähr in der Zeit, als das Dorf den offiziellen Titel „Kurort“ bekam.

 

„Ja, die Fähre verkehrt planmäßig!“ Diese Aussage entnehme ich erleichtert der Informationstafel am Fähranleger, an dem ich inzwischen angekommen bin. Da die Fährleute noch am gegenüberliegenden Ufer beschäftigt sind, habe ich Zeit, die Landschaft zu genießen: Vor mir ist die Elbe, die ruhig dahinfließt. Dahinter, besonders ein Stück stromabwärts, erheben sich mächtige Felsgestalten. Dort müsste auch die berühmte Bastei-Aussicht sein, die sich immerhin fast 200 Meter über den Fluss erhebt. Und direkt gegenüber sehe ich ein lustiges Durcheinander kleiner Häuschen. Das ist Niederrathen. Das Landschaftsbild ist derart malerisch, dass sich sogar die Sonne nicht lumpen lässt. Sie übergießt den Fluss, die Felsen und die Häuschen mit einem warmen Leuchten.

 

Auf der Fähre sind wir gerade einmal fünf Passagiere. Neben mir und meinem Monsta-Bike überqueren noch zwei Einzelpersonen und ein Pärchen mit großer Spiegelreflexkamera den Elbfluss. Die Fährmänner haben heute keine Lust zu kassieren. Das soll mir recht sein!



Rathen wirkt wie ausgestorben. Sicher, hinter den großen Fenstern des Steiger-Luxushotels sehe ich einige Leute, die im Restaurant sitzen. Dort vorn auf der Promenade führt ein älteres Ehepaar seinen Yorkshire Terrier aus und am Ufer steht eine Frau, die verträumt auf die Elbe sieht. Doch in meiner Erinnerung habe ich ein anderes Bild vor Augen. Dort sehe ich ein wuseliges Gedränge in der Fußgängerzone, gut besuchte Gaststättenterrassen voller fröhlich schnatternder Menschen und überfüllte Fähren, die immer weitere Touristenlieferungen bringen. Ich verstehe nicht, was in diesen Dezembertagen mit Rathen passiert ist …

 

Ich möchte nicht falsch verstanden werden. Oft suche ich auf meinen Touren die Einsamkeit. Ich genieße es, an großartige Orte zu fahren, die ich dann ganz für mich allein habe. Aber wo es hinpasst, zum Beispiel in diese Puppenstube Rathen, hätte ich nichts gegen eine vorweihnachtliche Betriebsamkeit mit kleinen Marktständen, gebrannten Mandeln und heißem Punsch. Ja, zu einem dampfenden Becher Glühwein würde ich jetzt nicht „Nein“ sagen!

 

Nur, es gibt hier keinen Glühwein …  Ohne Heißgetränk kurbele ich den Berg zum Gamrig hinauf. Auf dem Weg bietet sich bei einer Aussichtsbank ein schöner Rückblick über das Dorf und die Felsen dahinter. Dem Gamrig, der hauptsächlich die Rolle des Hausfelsen von Rathen spielt, sage ich nur im vorbeiradeln „Hallo“. Kurgäste, die nicht zu weit wandern wollen, können auf seinem Rücken im Zuge eines kleinen Spaziergangs einen „richtigen“ Felsen erklimmen. Mich dagegen zieht es weiter. Mein zweites Wanderziel für heute ist der Lilienstein. Der Lilienstein lässt sich nun einmal nicht mit dem Bike erklimmen. Hier werde ich wieder zum Wanderer!

 

Dieser Felsen ist nicht nur richtig groß, er stand sogar Pate für das Logo des Nationalparks. Es handelt sich bei ihm, wie schon beim Pfaffenstein, um einen Tafelberg. Doch anders als der Pfaffenstein sieht der Lilienstein auch wie ein richtiger Berg aus. Aus der Entfernung hat er beinahe die Idealgestalt eines Kegels. Der flüchtige Betrachter stutzt und sieht vielleicht ein zweites Mal hin. Dem Berg fehlt doch etwas? Genau, seine Bergspitze fehlt! An ihrer Stelle ist das typische Plateau eines Tafelbergs, das wieder einmal dicht mit Bäumen bewachsen ist. 

Genau wie beim Pfaffenstein gibt es für den Nicht-Bergsteiger nur wenige Möglichkeiten, nach oben zu kommen. Im Grunde sind es genau zwei: Den Nord- und den Südaufstieg. Ja, von „Fallbeilen“, „Nadelöhren“ und „Klammwegen“ hat man hier noch nie etwas gehört. Vielleicht war der Wirt der Lilienstein-Bergbaude bei den Namen und beim Wegebau etwas weniger kreativ. Trotzdem muss der Aufstieg nicht langweilig sein, denn gerade im unteren Bereich ergeben sich einige interessante Variationsmöglichkeiten.

 

Am Rand des Hauptparkplatzes unter dem Lilienstein lasse ich also das Radeln sein. Ich verordne meinem Monsta-Bike eine weitere Pause und mache mich zu Fuß auf den Weg. Die offizielle Wegmarkierung kann ich getrost ignorieren. Sie würde mich im weiten Bogen an einem Feldrand um den Berg führen. Deutlich sichtbar verläuft der historische Weg viel dichter am Bergfuß durch den Wald. Er bringt mich zu einem kleinen Felsen, der aussieht wie der Backenzahn eines Riesenmonsters. Ausgerechnet hier, wo niemand etwas zum Festhalten braucht, gibt es ein Holzgeländer. So etwas ist in der Sächsischen Schweiz immer sehr verdächtig, denn hinter diesen Geländern warten oft die interessantesten Wege. So ist es auch hier.

 

Bevor der Verdacht aufkommt, ich würde zu höchst ungesetzlichen Aktivitäten verleiten. Das Wegerecht im Nationalpark Elbsandsteingebirge sieht auf den ersten Blick außerordentlich restriktiv und kompliziert aus. Auch die Nationalparkverwaltung trägt mit „besucherlenkenden Maßnahmen“ zur allgemeinen Verwirrung bei. Dabei gibt es am Ende bedeutend mehr legale Wandermöglichkeiten als man auf den ersten Blick glauben mag. Am Ende dieses Artikels habe ich die wichtigsten Regeln - so wie ich sie verstanden habe - zusammengefasst.

 

Ich mache also einen großen Schritt über den niedrigen Zaun und befinde mich sogleich auf einem schmalen Pfad, der mich steil nach oben führt. Im Sommer habe ich diesen Weg auch schon sehr zugewachsen gesehen. Doch jetzt in der kalten Jahreszeit ist der Verlauf klar erkennbar. Ein Stück höher, auf einer Mondlandschafts-Ebene bestehend aus feinem Sand und fußballgroßen Steinblöcken, komme ich heraus. Den steilen Felsen weiter hinauf geht es hier nur noch mit bergsteigerischem Know-how. Ich dagegen folge dem Verlauf der Felswand, was recht beschwerlich ist, weil es zwischen Feinsand, Geröll und Wurzeln immer weiter aufwärts geht. Dann sehe ich schon das Geländer zur Treppenanlage des Südaufstiegs. Wieder muss ich ein wenig turnen, um auf den Hauptweg zu kommen. Jetzt folgen viele Stufen, die ich mir heute nur mit einigen wenigen Touristen teile. 


Felsen, Steine, Sand: Die schmalen Pfade sind die spannensden!
Felsen, Steine, Sand: Die schmalen Pfade sind die spannensden!

Auf dem Plateau angekommen, wendet man sich am besten direkt nach links. Mit Hilfe von eisernen Stegen und Stufen ist das so genannte Westhorn für den Tourismus erschlossen. Eigentlich handelt es sich dabei um ein Gewirr von Einzelfelsen, die sich unmittelbar an den Tafelberg anlehnen. Der Ausblick, der sich mir hier bietet, ist fantastisch. Doch noch spannender ist der Blick nach unten auf das Sandstein-Durcheinander, das diese Plattform trägt. Auch die Treppenanlage des Südaufstiegs, die ich gerade hochgekommen bin, sieht von hier oben abenteuerlich aus.

  

Es ist Zeit sich auf den 500 Meter langen Weg an das entgegengesetzte Ende der Gipfelplatte zu machen. Ich komme an den bescheidenen Mauerresten der Burg vorbei und an der Gaststätte, die (natürlich) geschlossen ist. Letzteres hatte ich zwar nicht anders erwartet, finde es aber trotzdem seltsam. Schließlich ist der Lilienstein eines der bekanntesten touristischen Ziele im Elbsandsteingebirge. Und das liegt in einem der spektakulärsten Nationalparks Deutschlands! An diesem einmaligen Ort hoch über der Elbe, der zugleich ein Top-Wanderziel ist, sollte ein engagierter Wirt doch zumindest eine kleine Gastronomie mit Dresdener Stollen und weihnachtlichen Heißgetränken an Stehtischchen auf die Beine stellen können? Träum weiter, Nils, oder versuche dir die Frage zu beantworten, warum sich das für einen Wirt in Deutschland 2023 schlicht und einfach nicht lohnt …

 

Die Ostaussicht, zu der ich inzwischen hinübergelaufen bin, ist für mich die schönste. Von hier sehe ich den breiten Elbestrom, wie er mit sanften Schwüngen langsam zwischen den Bergen Richtung Tschechien verschwindet. (Eigentlich ist es ja andersherum: Die Elbe fließt mir aus Böhmen entgegen!) Meist verliert sich der Fluss in dunstigen Schleiern. So ist es auch heute. Der Himmel hat zwar immer noch blaue Tupfen, doch eigentlich hat die Sonne für heute schon verloren. Grauer Dunst beginnt sich zu entwickeln und später wird unmerklich die Abenddämmerung dazukommen. Doch ganz so weit ist es noch nicht!

 

Ich laufe noch vor auf das Felsenriff, das sich neben der Drachenschlucht erhebt. Insgeheim suche ich an den Felsen Relikte der „Drachenstiege“. Einst, so wird erzählt, hat es diesen sensationellen Eisenklammernweg hinunter in diese Schlucht gegeben. Weil ich aber nicht weiß, wo ich gucken muss, finde ich nichts. (Beim nächsten Mal werde ich unbedingt vorher meine Hausaufgaben machen. Im Internet steht doch alles, was man dazu wissen muss! Zum Beispiel hier, hier und hier)



Mein Abstieg ist unspektakulär. Auch über Geländer klettere ich diesmal nicht. Als ich beim Monsta-Bike angekommen bin, schwinge ich mich fröhlich wieder auf den Sattel. Zwei herrliche Wandertouren liegen hinter mir und ein paar Kilometerchen auf dem Rad hatte ich auch schon. Dabei hat sich manchmal sogar die Sonne gezeigt. Was für ein schöner Tag!

 

Nun muss ich nur wieder zurück zu meinem Basislager. Das größte Hindernis auf meinem Weg ist die Elbe. Diesmal werde ich auf die Fähre verzichten und die einzige Brücke weit und breit bemühen. Diese Brücke liegt in Bad Schandau. Dazu umrunde ich den Lilienstein großzügig und fahre hinunter zum Prossener Gründel. Das ist ein Bach, der heute wie fast immer ohne Wasser ist. Neben dem trockenen Graben führt ein feiner Fahrweg, der nach einem letzten Gehöft zu einem spaßigen Singletrail wird. Bergab geht es die ganze Zeit sowieso! So rocke ich den Gründelweg hinunter, lasse dabei die Fetzen fliegen und stehe schneller als es mir recht ist schon vor dem Rittergut Prossen. Von hier ist es nur ein Katzensprung nach Bad Schandau mit seiner Brücke.

 

Und was beginne ich jetzt mit dem angefangenen Nachmittag? Für zwei Stunden hätte ich doch wohl noch Tageslicht! Jetzt, wo das Wetter trübe geworden ist, sind es vielleicht auch weniger… Und mit meinem Parkplatz habe ich mir heute auch noch eine kleine Herausforderung eingebrockt. Der liegt nämlich ganze 180 Meter höher als die Elbe, die ich eben überquert habe. Weil ich gerade beim Quengeln bin: Die Reststrecke ist ungefähr 10 Kilometer lang. Das ist genau jene hinterhältige Distanz, die wie ein Katzensprung aussieht und sich dann aber quälend in die Länge zieht. Um es kurz zu machen: Ich plane keine weiteren Umwege ein und sehe zu, dass ich zu meiner Basisstation komme.

 

Aber war da nicht noch etwas mit der Straßensperrung? Richtig! Für Autos scheint es auf direktem Weg kein Durchkommen zu geben. Ich vermute, die Brücke über den Krippenbach wird repariert. Mit dem Bike sind solche Baustellen normalerweise kein Hindernis. Sollte die Brücke allerdings komplett fehlen, wären nasse Füße vorprogrammiert. Darauf habe ich eigentlich keine Lust. Ein anderer Weg muss her!

 

Von Bad Schandau mache ich mich auf den Weg nach Krippen. Das ist zunächst eine schöne Strecke, weil sie an der Elbe entlangführt und auf der anderen Flussseite die hohen Felsen um die Schrammsteine erahnen lässt. Ab Krippen wird es ernst. Die Straße steigt im ganzen Ort kontinuierlich an. Sackgassenschilder erinnern mich an meine Ausweichroute. Ich biege nach Kleinhennersdorf ab und stelle fest, dass die Landstraße nichts von ihren Steigungsprozenten verliert. Später lasse ich mich beinahe verleiten, die Hauptstraße zu verlassen und stattdessen den weniger steilen Weg zur Liethenmühle zu nehmen. Doch dann fällt mir auf, dass ich die Höhenmeter nur später auf einem unbefestigten Weg nachholen würde. Da spare ich mir lieber den Rollwiderstand und bleibe auf der Straße.

 

Erstaunlicherweise geht der Steigung auch in Kleinhennersdorf nicht die Puste aus. Mir dagegen langsam schon! Die 180 Höhenmeter seit Bad Schandau müssen irgendwie verhext sein! Erst einen weiteren Kilometer später, im benachbarten Papstdorf scheint der Scheitelpunkt erreicht zu sein. Von nun an gibt es nur noch überschaubare Hügel.

 

Die verbleibende Strecke rolle ich auf schmalen, aber gut asphaltierten Wirtschaftswegen, die hier sogar Namen tragen. Die „Pionierlagerstraße“ hat man nach dem Ende der DDR vermutlich nur vergessen umzubenennen. Heute wirkt die Bezeichnung beinahe rührend nostalgisch. Würde ich der Straße bis zum Ende folgen, käme ich tatsächlich beim ehemaligen zentralen Pionierlager „Klement Gottwald“ heraus, in dem bis zu 1000 Kinder die Sommerferien verbrachten. Von der Pionierorganisation will man heute nichts mehr wissen, aber die 9 Hektar große Anlage ist immer noch (oder wieder) ein Feriendorf für Kinder und Jugendliche. (Kinder- und Jugenddorf ERNA) Der folgende „Querweg“ wirkt dem Namen nach recht einfallslos. Immerhin schwingt er sich in langen Kurven über weite Felder und harmlose Hügel. Jetzt kann ich das Ziel schon sehen! Nur eine Minute später lehne ich mein Monsta an den Autoanhänger, der seine Transportgarage sein wird.

 

Nachdem alles eingepackt ist, rumple ich mit dem Autogespann vom buckligen Parkplatz. Jetzt geht’s zur warmen Dusche nach Hause! Obwohl es heute nur eine kurze Tour war und ich (fast) alles schon kannte: Ich habe „meine“ Sächsische Schweiz sehr genossen und freue mich auf weitere Entdeckertouren in diesem Sandsteingebirge!


Fahrradtour ...


... und Wanderstrecken:


Ein Wort zum Wandern im Nationalpark Sächsische Schweiz und den Vorschriften, die zu beachten sind: Entscheidend ist die Unterscheidung in Kernzone und Nicht-Kernzone. Außerhalb der Kernzone, also zum Beispiel am und auf dem Lilienstein, darf auf allen Wegen gewandert werden. Ein Weg ist alles, was aussieht wie ein Weg. Eine Markierung ist dafür nicht erforderlich! Wege können jedoch mit einem Zeichen (schwarzes X auf weißem Grund) gesperrt werden. Irgendwelche Geländer sind dagegen keine Sperren, sondern Maßnahmen zur „Besucherlenkung“.

 

Innerhalb der Kernzone sind die Vorschriften strenger. (Der Pfaffenstein liegt zwar außerhalb der Kernzone, doch hier gelten de facto Kernzonenregeln.) Eine Begehung ist nur auf markierten Wegen erlaubt. Gemeint sind die üblichen farbigen Wanderwegzeichen. Es gibt jedoch noch eine Spezialmarkierung: schwarzes Dreieck auf weißem Grund. Dieses Symbol kennzeichnet Kletterzustiege. Diese Wege, meist sind es schmale Pfade, dürfen „im Zusammenhang mit dem Klettersport“ begangen werden. Und damit sind wir entweder in einer Grauzone oder wirklich beim Klettern. „Kletterer“ darf in der Sächsischen Schweiz jeder genannt werden, der sich als Kletterer fühlt. Ein Seil oder ein besonderer Ausweis sind keine Pflicht. Auch die reine Besichtigung der Felsen und wahrscheinlich auch das anderen-beim-Klettern-Zusehen sind Tätigkeiten „im Zusammenhang mit dem Klettersport“. In der Praxis wird jeder, der sich vernünftig benimmt und nicht gerade nach „Sonntagsausflug“ aussieht, auf den Kletterzustiegen toleriert. 

 

Radfahren ist im Elbsandsteingebirge dagegen sehr beschränkt. Dafür sind die Regeln einfacher! Neben öffentlichen Straßen dürfen im Nationalpark nur ausgewiesene Radwege beradelt werden.

 

Die Grenzen von Nationalpark oder Kernzone sind in der Natur nicht gekennzeichnet. Ihre Lage muss man einfach kennen! Aber gut versteckt bietet die Nationalparkverwaltung einen feinen Downloadservice für Landkarten. (Kletterkarten Nationalpark) Hier sind nicht nur die Nationalparkgrenzen eingezeichnet, sondern auch alle erlaubten Kletterzustiege.

     

Und was ist mit dem Klettern? Die Übergänge von an-den-Felsblöcken-herumturnen über Bouldern zum Klettern sind fließend. Nahezu alle freistehenden Felsen dürfen beklettert werden, die Massive jedoch nicht! Klettern darf man nur am trockenen Stein und Hilfsmittel sind nicht erlaubt! (Die Seile dienen nur der Sicherung!)


Winterblumen?

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