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Die Wand Teil II

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Es ist einfach unausweichlich. Als wir uns heute nach dem Frühstück entschieden hatten, mit den Fahrrädern hinunter nach Pec pod Sněžkou (Petzer) zu rollen, verdrängten wir noch erfolgreich die Konsequenz: Irgendwann müssen wir hier wieder hinauf. Aber da ist doch diese „Wand“? Der Zeitpunkt, die Wand zu bezwingen, ist jetzt!


Ein Riesengebirgs-Abenteuer in 6 Teilen:

Teil 1: Gipfelsturm auf den Medvědín 
Teil 2: Spindlerpass Challenge 
Teil 3: Transit Krkonoše 
Teil 4: Der kleine Bruder des Ještěd 
Teil 5: Die Wand Teil II
Teil 6: Velké Finále

Doch Moment: Um ein bisschen Zeit zu gewinnen, will ich kurz den Tag zusammenfassen. Nach rasanter Abfahrt trugen uns unsere Eselchen zur Sesselliftstation auf die Sněžka (Schneekoppe). Angesichts der Parkplatzsituation ist es keine schlechte Idee, auf das Auto zu verzichten. Was für Menschenmengen hatten sich an der Seilbahn schon versammelt! Nach einer Stunde Wartezeit ergatterten wir endlich einen Platz in einer der Kabinen und schaukelten gemütlich nach oben. Wenn man schon im Riesengebirge ist, muss man auch die Schneekoppe besuchen. Was für ein gewaltiger Ausblick und was für Menschenmassen. Zu Fuß wanderten wir zurück zu den Rädern. 

 

Und jetzt stehen wir also am Beginn der Steilrampe zu unserem Hotel, das mitten auf einer Skipiste liegt. Es gibt wirklich kein Zurück. Tina ruft: „Los jetzt!“ und schickt mich auf die Piste. Sie hat sich (wie immer in solchen Situationen) ausgebeten, allein zu leiden. Auf keinen Fall will sie eine Begleitung. Mit dem Auto abgeholt werden, will sie aber auch nicht. Sie ist eben eine ehrgeizige Kämpferin!

 

Die ersten Meter gehe ich mit Schwung und Elan an. Auf der Wiese nebenan trainiert eine Sportgruppe. Es ist zu befürchten, dass sie uns beobachten. Auch deshalb soll der Start nicht so müde aussehen. Dann kommt der Wald, der freundlich Schatten spendet. Dafür wird der Anstieg nun garstig. Zu meiner Verblüffung lässt sich die Tretkurbel aber weiterhin langsam und gleichmäßig drehen. Kräftezehrende Tricks, wie aus dem Sattel steigen oder Schlangenlinien fahren kann ich gerade so vermeiden. Jetzt nur nicht anhalten. Die Verlockung, an einer Hotelausfahrt rechts herauszufahren und ein Päuschen einzulegen, ist riesig. Wie von einem Magneten angezogen, lenke ich an die Seite. Doch nach einer kleinen Schleife auf der gepflasterten Abzweigung kann ich mich losreißen. Die Straße hat mich wieder. Vor mir kämpft ein Elektro-Rollstuhlfahrer mit dem Anstieg. „Hoffentlich geht seiner Batterie nicht der Saft aus!“, wünsche ich ihm. Dann kommt die Grillzone, wo die Sonne freien Durchblick hat. Die Straße führt über eine weite Wiese, die im Winter sicher eine schöne Skipiste bildet. In der Ferne lässt sich unsere Hoteleinfahrt schon erahnen. Aufwärts geht es selbstverständlich immer noch.

 

Als der kritische Punkt, die parallel zum Hang verlaufende Hotelzufahrt erreicht ist, lasse ich mich im spärlichen Schatten eines dürren Baums vom Bike fallen. Zum Glück gibt es noch etwas Wasser in der Flasche…

Dort vorn am Waldrand erscheint jetzt auch schon meine Frau. Irgendwann ist sie abgestiegen und führt jetzt ihr Rad. Gleich wird sie hier sein und stolz, es diesem fiesen Berg gezeigt zu haben!




Weiter lesen: Teil 6  Velké Finále.

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