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Streckenoptimierung

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In der Woche nach dem Braunschweig-Potsdam-Abenteuer geht mir die letzte Etappe nicht aus dem Kopf. Es muss einfach eine schönere Strecke zwischen Brandenburg und Potsdam geben als diese Bundesstraße 1!

 

Als am folgenden Wochenende traumhaft schönes Fahrradwetter herrscht, (und sich herausstellt, dass ich sogar eine charmante Fahrradbegleitung haben werde) nehme ich den Abschnitt noch einmal unter die Räder.

 

 


An den ersten 3 Kilometern lässt sich nichts ändern. Es geht zunächst wieder an der bekannten Bundesstraße entlang. Doch bei Gollwitz gibt es die Gelegenheit von der Landstraße abzuzweigen. Ab hier wird es richtig nett: Eine durchgehend asphaltierte Fahrradstraße folgt dem Verlauf der Havel mit allen Schnörkeln. Dabei ist die Havel hier weniger ein Fluss, als eine Aneinanderreihung lieblicher Seen, Buchten und Altwassern. Doch die zweite Seite der Medaille soll nicht verschwiegen werden: Die Strecke verlängert sich damit um sportliche 10 Kilometer! Ob sich das lohnt?

 

Gleich hinter Gollwitz beginnt also das Vergnügen. Direkt auf dem Deich gibt es einen asphaltierten Streifen, der einfach nur dazu verleitet, ordentlich Tempo zu machen. Dann und wann gibt sich links hinter Bäumen die Havel zu erkennen, rechts breitet sich eine weite Wiesenlandschaft aus. Dabei geht es nicht etwa stur geradeaus. Die Piste kurvt herum, dass Frust und Langeweile überhaupt keine Chance haben. Doch gleichzeitig ist die Strecke für gutes Vorankommen geradlinig genug. Bald sind die Götzer Berge erreicht, die vorher schon als Landmarke gut zu erkennen waren. Sie werden vom Radweg elegant umrundet.  Immerhin 108 Meter Höhe (plus 27 Meter für die Aussichtsplattform) sind für Brandenburger Verhältnisse ja durchaus eine Ansage. Doch für die schmalen Rennradreifen sind die steilen Forstwege nichts und für eine Wanderung fehlt dann doch die Lust. Vielleicht später einmal …

 



Als nächstes schlägt der Weg einige Haken durch die Deetzer Erdlöcher. Natürlich geht die Fahrt nicht direkt durch die schlammigen Tongruben hindurch. Doch links und rechts des Asphaltbands kann man der Natur dabei zusehen, wie sie sich die Wasserlöcher zurückerobert. Besonders beeindruckend sind die üppigen lianenartigen Pflanzen, die jeden Baum und jeden Strauch überwuchern. Beinahe hatte ich Sorge, auch mein Fahrrad nach einer kurzen Pause aus den Fängen der um sich greifenden Pflanzen befreien zu müssen.

 

Kurze Zeit später muss die Fahrradstraße leider das Ufer verlassen. Seit den 1970er Jahren wurde mit Schiffen Bauschutt herangefahren, der hier zu einem beachtlichen Berg aufgeschüttet wurde. Es ist zwar schade, aber auch klar, dass Hafenanlagen und Deponie keinen Platz für einen Fahrradweg lassen. Gleich nach Umrundung der Deponie verlangt der Trebelberg einen kleinen Tribut. Wobei „Berg“ in Brandenburg ja relativ ist. Es geht eben ein paar Meterchen eine sanfte Steigung auf den „Steppenhügel in Brandenburg“ hinauf. Gleich rechts sind große Obstplantagen. Der Fahrradweg wird nun wieder geradliniger und gibt mir Gelegenheit, mich auf ein angemessenes Tempo und den gleichmäßigen runden Tritt zu fokussieren. Die Fahrradstraße durchquert weite Wiesen, sagt in Rufweite der Fähre Ketzin „Hallo“ und wendet sich langsam immer weiter nach Süden. 

 

Dort holt mich der Ort Phöben zurück in die reale Welt mit Autostraßen und einer von den inzwischen zahlreichen Ausflüglern allgemein ignorierten Radwegsperrung. Bald darauf wird die „Apfelblütenfest-Stadt“ Werder an ihrer Hinterhofseite touchiert. Dann hilft die Eisenbahnbrücke am Großen Zernsee dabei, nach Potsdam zu kommen. Genau genommen ist das noch nicht wirklich Potsdam, sondern die Villensiedlung Wildpark-West. Von hier ergibt sich auch ein wunderbarer Ausblick über den See und auf die Vorzeigeseite von Werder. Das ist die Halbinsel mit ihrer markanten vieltürmigen Heiliggeistkirche.

 

Nur 5 Kilometer weiter ist der Bahnhof Park Sanssouci erreicht. Hier verkehrt natürlich noch nicht die Berliner S-Bahn, aber bis zum Potsdamer Hauptbahnhof ist es auch nur ein Katzensprung. Dorthin fahre ich immer an der Längsseite des berühmten Parks vorbei, der ja leider für Fahrradfahrer tabu ist. Wenigstens lassen sich die beeindruckenden Pforten bewundern, die reichlich mit schmiedeeisernen Geweihen und anderem Zierrat bestückt sind. Schnell ist dann auch der „richtige“ Bahnhof erreicht.

 

Damit zurück zur Ausgangsfrage, B1 oder Havelradweg? Ganz klar Havelradweg! Der Umweg hätte sich trotz der Mehrkilometer auf jeden Fall gelohnt. Und auch ganz für sich ist diese Route eine klare Empfehlung. Vielleicht könnte man daraus auch eine schöne Rundtour planen?


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